Der Forschungsschwerpunkt von UNU-EHS im Rahmen des KIRMin Projekts liegt auf der differenzierten Analyse der Verwundbarkeit der Bevölkerung gegenüber Ausfällen von kritischen Infrastrukturen. Eine systematische Literaturanalyse und der Austausch mit den Praxispartnern des KIRMin-Konsortiums hat gezeigt, dass eine differenzierte Betrachtung der Bevölkerung wichtig ist, da verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedliche Bedürfnisse haben und verschieden gut vorbereitet sind. In der Praxis gibt es allerdings kaum umfassende Studien, die als Grundlage für Politik und Praxis dienen können. Um diese Lücke zu schließen, wurde eine Befragung an den Standorten Köln, Kerpen und Elsdorf/Bedburg durchgeführt, die erfasst, wie gut unterschiedliche Gruppen auf Ausfälle der Strom- und Wasserversorgung vorbereitet sind und bei wem sie die Verantwortung für eine Notfallversorgung sehen.
Die vorläufige Analyse der erhobenen Daten bestätigt die Annahme, dass es deutliche Unterschiede hinsichtlich des Risikobewusstseins, des Stands der Vorbereitung sowie der Verortung von Verantwortung für eine Notfallversorgung zwischen verschiedenen sozio-ökonomischen Gruppen sowie zwischen Stadt- und Landbevölkerung gibt. So zeigen die Ergebnisse beispielsweise, dass jüngere Stadtbewohner weniger Nahrungsmittel und Wasser vorhalten, während die gleiche Altersgruppe auf dem Land deutlich besser vorsorgt.
Die Umfrage hat des Weiteren gezeigt, dass die Mehrheit der Befragten bei einem Ausfall der Strom- oder Wasserausfall Unterstützung vom Staat erwartet. Dass diese Hilfe dann auch tatsächlich geleistet wird, glaubt jedoch ein deutlich geringerer Anteil. Auffällig ist, dass sich Azubis/Studierende selber als weniger verantwortlich für ihre eigene Notfallversorgung sehen als beispielsweise Familien. Insbesondere die Azubis/Studierenden, aber auch viele der übrigen Befragten, erwarten sich eine Notfallversorgung von Behördenseite und sehen hier die Verantwortung.
Während dies nur ein Auszug der vorläufigen Ergebnisse ist die umfassende Auswertung noch aussteht, werfen die ersten Resultate dennoch bereits interessante Fragen auf: Gibt es eine Diskrepanz zwischen den realen Selbsthilfekapazitäten verschiedener Bevölkerungsgruppen und der möglichen Bereitstellung einer staatlichen Notfallversorgung? Erfüllen die Akteure, die die Bevölkerung für eine Notfallversorgung als verantwortlich ansehen, in der Realität auch tatsächlich die Erwartungen? Und inwieweit sind sich Akteure des Katastrophenmanagement der Unterschiede bezüglich der verschiedenen Bedarfe und Erwartungen der verschiedenen sozio-ökonomischen Gruppen bewusst und berücksichtigen diese?
Die Ergebnisse der Befragung werden derzeit ausgewertet und 2018 veröffentlicht. Neben einer wissenschaftlichen Publikation sollen die Ergebnisse auch dazu dienen, mögliche Lücken in der Versorgung der Bevölkerung bei KRITIS-Ausfällen aufzuzeigen und darauf aufbauend gemeinsam mit den anderen Projektpartnern ein Mindestversorgungskonzept zu entwickeln.